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Syphilis


 

Frühsyphillis - Sekundärstadium

Der „Klassiker“ unter den syphilitischen Hautveränderungen im Sekundärstadium ist das kleinfleckige makulöse Exanthem, das überwiegend am Körperstamm und an den Handinnenflächen und Fußsohlen auftritt.

Abb.6: Frühsyphilis, Sekundärstadium. Makulöses Exanthem palmar

Es ist oft unscharf begrenzt und kann zartrosa bis blass erscheinen. Diese syphilitischen Roseolen wurden in der Militärmedizin in Deutschland über Generationen auch als „Kieler Masern“ bezeichnet.

Abb.7: Frühsyphilis, Sekundärstadium. Roseola syphilitica oder „Kieler Masern

Charakteristisch ist, dass diese erythematösen Hautveränderungen nicht jucken. Bei etwa 30% manifestiert sich das Sekundärstadium mit einem papulösen Exanthem, wobei die Papeln rötlich-bräunlich imponieren und in den intertriginösen Hautarealen flächenhaft zu erosiven und nässenden Condylomata lata konfluieren können. Besonders ist hiervon die Perianalregion betroffen. Auch Condylomata lata sind hochinfektiös. Daneben können sich klinisch im Sekundärstadium eine Vielzahl von Sonderformen zeigen. Ähnlich wie bei der durch T. pertenue hervorgerufenen Frambösie können schwielenartige mehrere cm im Durchmesser große keratotische Papeln (Clavi syphilitici) an den Handinnenflächen und Fußsohlen auftreten. Pigmentstörungen – wie sie auch bei der zentral-amerikanischen Pinta (T. carateum) vorkommen, äußern sich klinisch mit depigmentierten Maculae am Körperstamm. Sie können auch als syphilitisches Leukoderm an eine Vitiligo erinnern. Weiter können spitze keratotische Papeln das Bild eines Lichen ruber imitieren, anuläre Syphilide täuschen dagegen eine Psoriasis, eine Sarkoidose oder ein Granuloma anulare vor.

Abb.8: Sekundärstadium. Anuläre Syphilide

Nicht selten zieht die Syphilis im Sekundärstadium einen umschriebenen kleinfleckigen Haarausfall nach sich, der am gesamten Capillitium auftreten kann und charakteristischerweise als „Mottenfraß“ beschrieben wird (Alopecia areolaris syphilitica)

Abb.9: Unscharf begrenzter, unvollständiger Haarausfall (Alopecia areolaris syphilitica)

Hochinfektiöse erregerreiche Schleimhautveränderungen finden sich im Mundbereich.

Abb.10: Sekundärstadium. Plaques muqueuses (hoch kontagiös) an der Zunge

Analog zu den Condylomata lata in der Perianalregion sitzen auch diese rötlich-glänzenden Plaques breitbasig auf. Sie werden als „Plaques muqueuses“ bezeichnet. Weitere Sonderformen sind die syphilitische Tonsillitis (Angina syphilitica). Im fortgeschrittenen Sekundärstadium kommt es neben den charakteristischen Veränderungen an Haut- und Schleimhäuten zu einer generalisierten Lymphadenopathie (Polyskleradenitis), die nicht schmerzhaft ist. Im Rahmen der Generalisation der Entzündung können weiterhin parenchymatöse Organe befallen werden. Dieser Befall zeigt sich in Form einer Splenomegalie, Hepatitis syphilitica oder Glomerulonephritiden. Syphilitische Periostitiden (Prädilektionsstelle: prätibial) und Polyarthritiden stellen einen fließenden Übergang zur Spätsyphilis dar, die bei etwa 30% der unbehandelten Infizierten des Stadiums II auftritt. Die symptomfreie Phase, die zwischen den klinischen Manifestationen der abgeklungenen Sekundärsyphilis und dem Auftreten der Symptome der Spätsyphilis liegt, wird als latente Syphilis bezeichnet. Während dieses Zeitraums wird die Syphilis in der Regel nur zufällig durch serologische Screeninguntersuchungen entdeckt, wie sie z.B. routinemäßig bei jeder stationären Aufnahme in den Hautkliniken durchgeführt werden. Das Latenzstadium wird, insbesondere im englischen Sprachraum, in ein frühes und spätes Latenzstadium unterteilt. Diese weitere Unterteilung ist insofern klinisch praktikabel, da sich im frühen Latenzstadium symptomfreie Intervalle mit Eruptionen der für die Sekundärsyphilis typischen Hautläsionen abwechseln können. Das späte Latenzstadium ist das eigentliche symptomfreie Intervall.

 


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