11.3 Verschattungsmuster
Abbildung: Innerhalb Verdichtung im rechten Lungenmittellappen, verursacht durch ein pneumonisches Infiltrat, sind luftgefüllte Bronchien erkennbar.

Bei Erkrankungen kann die Dichte des Lungengewebes im Röntgenbild reduziert oder erhöht sein.
Ursachen für eine reduzierte Dichte, also eine vermehrte Strahlentransparenz, liegen entweder in einem Verlust von Lungengewebe, z.B. durch Teilresektion, eine Bulla, Verlust von Funktionsgewebe durch Emphysem, oder in einem vermehrten Thoraxvolumen, z.B. bei tiefer Inspiration, bei Zwerchfelltiefstand durch Emphysem.
Klinisch bedeutsamer ist die vermehrte Dichte des Lungengewebes.
Azinäres vs. Interstitielles Verschattungsmuster
Die Lunge besteht im wesentlichen aus zwei Gewebearten:
- Den Alveolen, die in Azini organisiert sind, dem eigentlichen Funktionsgewebe,
- Dem Lungengerüst mit Blutgefäßen, Lymphbahnen und Bronchien, also dem Stützgewebe.
Weil es zwei hauptsächliche Gewebearten in der Lunge gibt, sind auch die pathologischen Verschattungen im Röntgenbild nach Möglichkeit in azinäre oder interstitielle Befallsmuster zu differenzieren.
Das azinäre Verschattungsmuster Histopathologie:
Im erkrankten Lungenbezirk enthalten die Alveolen anstelle von Luft Transsudat, Exsudat oder Blut, sind deshalb weniger strahlentransparent.
Röntgenmorphologie:
Konfluierende, unscharf begrenzte, kleinfleckige oder rosettenförmige Verdichtungen, Bronchopneumogramm.
Abbildung: Beispiel Mittellappenpneumonie. In Umgebung des Bronchopneumogramms multiple konfluierende fleckförmige Verschattungen.

(Bildquelle: www.radiology.med.miami.edu)
Abbildung: Beispiel alveoläres Lungenödem. Über beide Lungen diffus verteilte, unscharf begrenzte Herde mit Tendenz zur Konfluation und Ausbildung eines Bronchopneumogramms.


(Bildquelle:Voegeli. Praktische Thoraxradiologie)
Natürlich können im Röntgenbild keine einzelnen Alveolen abgegrenzt werden, sie sind viel zu klein. Die Grenze der Detailerkennbarkeit liegt etwa bei der Größe eines Azinus (ca. 5 mm). Deshalb wird das Verschattungsmuster als azinär und nicht als alveolär bezeichnet. Die Ausbreitungstendenz des azinären Verschattungsmusters über die Kohn`schen Poren führt zu einem im Vergleich zu interstitiellen Krankheitsprozessen rascher wechselndem Erscheinungsbild.
Das interstitielle Verschattungsmuster
Das interstitielle Verschattungsmuster ist weniger einheitlich, beinhaltet verschiedene Erscheinungsformen.
Schwierigkeit: Das Interstitium muss schon deutlich alteriert, verdickt sein, bevor es die Röntgenstrahlen in ausreichendem Ausmaß schwächt.
Je nach Erscheinungsmuster kann es eher streifig-netzartig (retikulär) oder eher knotig (nodulär) konfiguriert sein. Die nodulären interstitiellen Verschattungen sind im Gegensatz zu azinären Verschattungen aber eher scharf berandet und bildmorphologisch ohne Tendenz zur Konfluation.
Histopathologie:
Verbreiterung des Lungengerüstes, der pulmonalen Septen, entweder durch Ödem oder Fibrose.
Röntgenmorphologie:
Retikuläre oder noduläre Transparenzminderungen, keine Tendenz zur Konfluation, keine großflächigen Verschattungsbezirke, kein Bronchopneumogramm. Sehr häufig sind die interstitiellen Infiltrationen Mischformen und werden als retikulo-nodulär bezeichnet.
Bildbeispiel: Retikuläres interstitielles Verschattungsmuster

(Bildquelle: www.radiology.med.miami.edu)
Bildbeispiel: Retikuläres interstitielles Verschattungsmuster bei Lungenfibrose.


(Bildquelle: Voegeli. Praktische Thoraxradiologie)
Bildbeispiel: Noduläres interstitielles Verschattungsmuster

(Bildquelle: www.radiology.med.miami.edu)
Beispiele für Lungenerkrankungen mit azinärem Verschattungsmuster:- Fortgeschrittenes Lungenödem
- Lobärpneumonie
Retikulär:
- Interstitielle Pneumonie
- Lungenfibrose
- Interstitielles Lungenödem
- Neoplastische Erkrankungen
- Granulomatöse Erkrankungen (z.B. Tbc, Sarkoidose)
- Pneumokoniosen
- Lymphangiosis carcinomatosa
Ein (oft, aber nicht immer zutreffender) Grundsatz ist, daß akute Erkrankungen eher unscharf berandete Verschattungen auslösen, chronische Erkrankungen schärfer berandet sind.