10.6 Lungendurchblutung
Bei der Interpretation des Thoraxröntgenbildes wird die Lungendurchblutung anhand des Kalibers und der Zahl der Lungengefäße pro Flächeneinheit beurteilt.
Lungendurchblutung:
→Evaluation der pulmonalen Hämodynamik:- Lungenblutvolumen
- Durchblutungsverteilung
Lungenblutvolumen
Das Blutvolumen der Lunge lässt sich nur grob abschätzen. Es kann lediglich festgestellt werden, ob die Durchblutung normal, vermehrt oder vermindert ist.- Normales Blutvolumen der Lunge (Normozirkulation):
- –Normal große Hili
- –Arterien verjüngen sich in die Peripherie
- –Keine sichtbaren Gefäße 2 cm vor der Thoraxwand
- Vermehrtes Blutvolumen der Lunge (Hyperzirkulation):
Ursachen:
Pulmonalvenöse Stauung, Links-Rechts-Shunts (ASD, VSD), Schwangerschaft, Anämie, Fieber,
Hyperthyreose.
Röntgenzeichen:
Die Hili sind vergrößert. Der Pulmonalis-Hauptstamm ist breiter als die über ihm gelegene Aorta.
Allgemein verbreiterte Gefäßzeichnung, auch apikal. Lungengefäße sind auch in der
Peripherie sichtbar.

Abbildung 44. Erweiterung des Hauptstammes der A. pulmonalis (Pfeilspitzen). Große, gefäßtypisch konfigurierte Hili. In Anzahl und Kaliber vermehrte Lungengefäße. Apikal und basal gleichmäßige Durchblutungsverteilung.
- Vermindertes Blutvolumen der Lunge (Hypozirkulation):
Ursachen:
Pulmonalart. Hypertonie durch: Emphysem, rezidivierende Lungenembolien, Fibrose, chronische Stauung, Pulmonalstenose.Röntgenzeichen:
Die Hili und die zentralen Gefäße sind prominent, in der Peripherie ist die Gefäßzeichnung aber
vermindert (Kalibersprung der Gefäße nach peripher).

Abbildung 45. Lungenemphysem mit gefäßtypisch konfigurierten, prominenten Hili und verminderter Gefäßzeichnung peripher.
Durchblutungsverteilung
Normale Durchblutungsverteilung:
Unter dem Einfluss der Schwerkraft sind am aufrechten Patienten die basalen Lungenabschnitte stärker
durchblutet als die apikalen. Deshalb sieht man an der Lungenbasis pro Fläche eine größere
Anzahl von Gefäßen als apikal, zudem sind die Gefäße des Oberfeldes mit gleicher
Entfernung zum Hilus beim stehenden Patienten schmaler als die des Unterfeldes.
- Pulmonal bedingte Umverteilung (siehe 11.8: Lungenembolie): Auslöser: Obliteration peripherer Gefäße (Embolien, umschriebene Emphyseme). Es kommt zu einer verminderten Gefäßzeichnung in der abhängigen Peripherie der obliterierten Gefäße. Kompensatorisch finden sich vermehrte und verbreiterte Gefäßschatten in gesunden Lungenanteilen.
- Kardial bedingte Umverteilung (siehe 11.7: Stauung):